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05.11.20 –
Das Territorium des heutigen Amtes Schwaan hat in seiner Vergangenheit eine wechselvolle und interessante Geschichte durchgemacht. Durch umfangreiche Recherchen und Publikationen des Schwaaner Historikers Fritz Luckmann ist z.B. bekannt, dass in der Region seit Jahrhunderten auch Ziegel produziert wurden und viele Einwohner in den Ziegeleien Beschäftigung fanden. Nicht nur in Schwaan, auch in der Gemeinde Wiendorf wurden bekanntlich Ziegel gebrannt. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts existierte dort eine Kammerofenziegelei, die damals als Amtsziegelei des Herzoglichen Amtes Schwaan fungierte. Da später eine Familie König über Generationen die Ziegelei betrieb, war diese auch als „Königsche Ziegelei“ bekannt. Auf dem Areal wurden bis in die 1980-er Jahre Ziegel produziert.
Der Schwaaner Unternehmer Heinz Zolldann stieß kürzlich bei einer Baustellenberäumung in Schwaan auf einen historisch anmutenden Ziegel mit der eingebrannten Zahl „47“. Er ahnte die Bedeutung des Steines und wandte sich für eine Recherche an den Amtsvorsteher. Dieser bat denihm bekannten Sachverständigen, den Geologen Peter Garbe aus Rostock, um Hilfe. Er wusste, dass Garbe gerade ein Werk über Ziegeleien in Schwaan und Umgebung verfasste, gestützt u.a. auf die Luckmannschen und eigene Recherchen. Garbe kam zu dem Schluss, dass es sich bei dem Ziegel um keinen Schwaaner sondern einen aus der „Königschen Ziegelei“ in Wiendorf handeln müsse. Die Wiendorfer nahm als erste Ziegelei in der Umgebung nach dem 2. Weltkrieg die Produktion wieder auf, und zwar wohl 1947. Womöglich sei die erste Charge der Produktion zur Feier des Anlasses mit der Jahreszahl der Wiederaufnahme der Produktion versehen worden. Zu dem Zeitpunkt befanden sich die meisten Ziegeleien noch in kriegsbedingter Zwangspause. Zolldann und Zöllig waren sich einig, dass der Ziegel der Nachwelt erhalten und in Wiendorf archiviert werden müsse. Im Oktober nun übergab Heinz Zolldann (Foto, links im Bild) den Ziegel dem Wiendorfer Bürgermeister Frank Heidelk, der als Schüler in den Ferien selbst noch in der Ziegelei im Ort aushelfen durfte. Heidelk versprach, dem Ziegel einen Ehrenplatz in seinem Büro zu geben. In dem steht übrigens schon ein Modell der Wiendorfer Kirche, die seinerzeit (um 1360) zwar noch nicht mit Wiendorfer Ziegeln errichtet worden sein kann. Die letzte große bauliche Erweiterung der Kirche 1839 (Anbau einer einfachen Sakristei) dürfte aber durchaus mit Ziegeln aus dem Ort erfolgt sein.
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